Was ist zu tun, um das Verhältnis, welches nach wie vor ein ungleiches Machtverhältnis ist, zu verändern, neue Wege zu finden und im gemeinsamen Miteinander andere Denkrichtungen zu finden? Wir fragen immer nur danach, was wir für Afrika tun können, wie man die Situation in den verschiedensten Ländern verändern kann, wie man die Menschen dort entwickeln muss, um die zum Teil desaströsen Verhältnisse zu verändern. Wir fragen nicht nach uns. Wir gehen nicht mit uns ins Selbstgespräch, um zu reflektieren, was an unserem Verhalten und an unseren Denkmustern verändert werden muss und überdacht werden sollte, um überhaupt eine Möglichkeit zu entwickeln, dass sich die ungleichen Machtverhältnisse irgendwann verändern.
Wir haben alle dieselbe Geschichte, aber teilen nicht die gleichen Erinnerungen.
Und genau hier liegt das Ziel unserer Arbeit. Wir möchten andere Wege gehen, neue Wege versuchen. Wir möchten einen Raum eröffnen, in dem es möglich ist, in der Zukunft gemeinsam Geschichte zu schreiben und gemeinsame Erinnerungen zu teilen.
Unsere Arbeit beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Verhältnissen, in denen wir leben und uns begegnen und ob wir in konkreten Interaktionen vielleicht dazu beitragen können, Missverständnisse, Ängste und Vorbehalte abzubauen. Dabei geht es genauso darum, die Möglichkeit zu eröffnen, sich als westlicher Mensch mit der eigenen privilegierten Position kritisch auseinander zu setzen, wie es darum geht, die aufgerufenen Phantasien und Vorstellungen, die gegenseitigen Projektionen, die Luftschlösser und Phantasmen auf beiden Seiten anzuerkennen und sichtbar werden zu lassen.
Diese Fragen stellen sich dabei natürlich auch an uns und unseren Versuch, immer wieder anders in Kontakt mit Menschen aus afrikanischen Gesellschaften zu kommen, mit ihnen zu kooperieren und sie in ihren jeweiligen Situationen zu unterstützen. Dieser Versuch findet natürlich in einem kleineren Rahmen statt und ist nicht darauf ausgelegt, Engagement und Hilfe massenmedienwirksam zu repräsentieren, aber auch er begibt sich in das schwierige Feld der Interaktion zwischen ungleichen Gesellschaften und Partnern, und auch er repräsentiert sich letztlich in unserer Arbeiten, auch wenn er versucht, andere als hierarchische Verhältnisse hervorzubringen. Wichtig ist uns deswegen, unsere eigenen Rollen zu hinterfragen und sich am Ende vielleicht einzugestehen, dass bei allen gut gemeinten Gesten ein letztlicher Ausgleich zwischen den der ehemals kolonisierten Gesellschaften und der westlichen Welt nur möglich ist, wenn man die wirtschaftliche Ausbeutung beendet und etwa auch über die Rückgabe erbeuteter kultureller Zeugnisse und Werke Möglichkeiten schafft, sodass Identitäten sich frei von Abhängigkeiten und Unterdrückung entfalten können. Und so folgen wir der Schlussfolgerung des Philosophen Achilles Mbembes, dass es einerseits gilt den Status des Opfers hinter uns zu lassen und andererseits wir Schluss machen müssen mit dem guten Gewissen und der Leugnung der eigenen Verantwortung. Vielleicht gelingt es uns durch einen guten kulturellen Austausch und im Dialog einen Weg zu schaffen, auf dem wir im Gemeinsamen die Geschichte in der Zukunft neu schreiben und am Ende vielleicht die ein oder andere Erinnerung teilen.
Herzliche Grüße Ihr Root Foundation e.V. Team
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